Über die Vorteile von Nextcloud gegenüber Owncloud wurde ja im Netz schon viel geschrieben. Das hat mich letztendlich auch dazu bewogen mit meiner privaten Home-Cloud umzusteigen.
Mir geht es in diesem Artikel hauptsächlich um die Beschreibung der Migrationsschritte. Wer mehr über Owncloud bzw. Nextcloud wissen möchte, sollte einfach googlen.
Ich wollte bewusst kein sogenanntes „In-Place-Upgrade“ machen, also die neue Installation über die alte „drüberbügeln“, sondern parallel eine komplett neue Serverinstanz mit Nextcloud 11.0 stable hochziehen. So kann ich bequem erst den Server vorbereiten und kann auch gleich veraltete Software wie z.B. php5.4 gegen neue Stände ablösen, ohne den aktiven Owncloud-Server zu beeinflussen.
Owncloud läuft bei mir als VM unter KVM auf einem Fedora25 Server. Das Datenverzeichnis (/data) wird per NFS vom Hostsystem an die VM durchgereicht. Das hat den Vorteil, dass ich bei der Migration den NFS-Export einfach nur als Mountpoint in der neuen VM einhängen kann und keine Daten umkopieren muss. Außerdem bleibt damit die Nextcloud VM relativ schlank und ich kann zusätzlich die Daten bequem vom Hostsystem aus sichern.
Für die Nextcloud VM unter KVM hab ich folgendes Setup gewählt:
- KVM Virtual Disk (qcow2) dynamisch wachsend mit 25 GB (LVM: / ~10GB, /var ~10GB)
- CentOS 7.3.1611 Core (Minimal Installation)
- PHP 7.1.4, Apache httpd 2.4, MariaDB (mysql) 5.5
- Nextcloud 11.0.2 manual Installation (tar.bz)
CentOS habe ich wegen der sehr konservativen Update Politik gewählt, um eine stabile Basis für meinen Server zu haben. Leider bringt CentOS nur ein veraltetes PHP 5.6 mit. Da die Empfehlung für Nextcloud aber PHP 7.x ist, habe ich ein zusätzliches externes Repository angebunden. Der Apache Server und MariaDB werden dann aber aus dem CentOS Standard Repo installiert. Zwar stellt CentOS über das Epel-Repo auch eigene Nextcloud Pakete zur Verfügung, aber diese sind ziemlich veraltet, deswegen habe ich mich für die manuelle Installation von der Nextcloud.com Webseite entschieden.
Los geht’s!
Nach der Minimal Installation von CentOS 7.3 ziehen wir uns noch die Voraussetzungen für Nextcloud.
Zuerst die zusätzlich benötigten Repositories:
rpm --import /etc/pki/rpm-gpg/RPM-GPG-KEY* yum install https://dl.fedoraproject.org/pub/epel/epel-release-latest-7.noarch.rpm yum install http://rpms.remirepo.net/enterprise/remi-release-7.rpm yum install yum-utils yum update
Anschließend installieren wir MariaDB und den Apache Webserver:
yum -y install mariadb-server mariadb systemctl start mariadb.service systemctl enable mariadb.service mysql_secure_installation yum -y install httpd systemctl start httpd.service systemctl enable httpd.service firewall-cmd --permanent --zone=public --add-service=http firewall-cmd --permanent --zone=public --add-service=https firewall-cmd --reload
Mit „mysql_secure_installation“ wird die Datenbank-Installation abgesichert. Hier kann man alle Defaultwerte übernehmen. Wichtig: Zugriff nur von Localhost zulassen!
Anschließend wird PHP 7.1 aus dem remi-repo installiert was wir mit yum-config-manager entsprechend als Standard aktivieren.
yum-config-manager --enable remi-php71 yum install php yum install php-gd yum install php-json yum install php-mysql yum install php-curl yum install php-mbstring yum install php-intl yum install php-mcrypt yum install php-imagick yum install php-xml php-pecl-zip php-bcmath php-dba php-process php-soap
Auf der Nextcloud Webseite werden leider nur die als Voraussetzung benötigten Pakete für Ubuntu beschrieben. Ich hoffe also, dass ich bei meiner Aufstellung nichts vergessen habe.
Anschließend machen wir uns daran, eine neue, leere Datenbank für Nextcloud unter MariaDB anzulegen:
[root@nextcloud ~]# mysql -u root -p Enter password: Welcome to the MariaDB monitor. Commands end with ; or \g. Your MariaDB connection id is 12 Server version: 5.5.52-MariaDB MariaDB Server Copyright (c) 2000, 2016, Oracle, MariaDB Corporation Ab and others. Type 'help;' or '\h' for help. Type '\c' to clear the current input statement. MariaDB [(none)]> CREATE DATABASE nextcloud; Query OK, 1 row affected (0.00 sec) MariaDB [(none)]> show databases; +--------------------+ | Database | +--------------------+ | information_schema | | mysql | | nextcloud | | performance_schema | MariaDB [(none)]> grant all privileges on nextcloud.* to ncuser@'%' identified by 'ncuser'; Query OK, 0 rows affected (0.00 sec) MariaDB [(none)]> grant all privileges on nextcloud.* to ncuser@'localhost' identified by 'ncuser'; Query OK, 0 rows affected (0.00 sec) MariaDB [(none)]> quit
Datenbankname: nextcloud
DB-User: ncuser
DB-Passwort: ncuser
Nextcloud Installation
Jetzt laden wir uns das Softwarepaket von der Nextcloud Webseite herunter und prüfen die Authentizität der gepackten Datei. Dann entpacken wir es und kopieren das entpackte Verzeichnis anschließend in den Web-Root Ordner (/var/www).
Siehe dazu auch die offizielle Installationsanleitung auf der Nextcloud Webseite: https://docs.nextcloud.com/server/11/admin_manual/installation/source_installation.html
yum install wget wget https://download.nextcloud.com/server/releases/nextcloud-11.0.2.tar.bz2 wget https://download.nextcloud.com/server/releases/nextcloud-11.0.2.tar.bz2.md5 md5sum -c nextcloud-11.0.2.tar.bz2.md5 < nextcloud-11.0.2.tar.bz2 wget https://download.nextcloud.com/server/releases/nextcloud-11.0.2.tar.bz2.asc wget https://nextcloud.com/nextcloud.asc gpg --import nextcloud.asc gpg --verify nextcloud-11.0.2.tar.bz2.asc nextcloud-11.0.2.tar.bz2 yum install bzip2 tar -xjf nextcloud-11.0.2.tar.bz2 cp -r nextcloud /var/www/ chown -R apache:apache /var/www/nextcloud
Apache für Nextcloud vorbereiten und HTTPS aktivieren
Mit openssl erstellen wir uns ein „Self-Signed-Certificate“, was für den Hausgebrauch durchaus ausreichend ist.
cd /etc/pki/tls/certs openssl req -x509 -nodes -days 10000 -newkey rsa:2048 -keyout nextcloud.fritz.box.key -out nextcloud.fritz.box.crt
Anschließend konfigurieren wir das Zertifikat und den private Key in der Datei /etc/httpd/conf.d/ssl.conf von Apache. In diesem Zusammenhang können wir auch gleich die Strict-Transport-Security für den Header aktivieren, so wie es von Nextcloud empfohlen wird.
## ## SSL Virtual Host Context ## <VirtualHost _default_:443> ServerName nextcloud.fritz.box <IfModule mod_headers.c> Header always set Strict-Transport-Security "max-age=15552000; includeSubDomains; preload" </IfModule> /// AUSZUG /// # Server Certificate: # Point SSLCertificateFile at a PEM encoded certificate. If # the certificate is encrypted, then you will be prompted for a # pass phrase. Note that a kill -HUP will prompt again. A new # certificate can be generated using the genkey(1) command. SSLCertificateFile /etc/pki/tls/certs/nextcloud.fritz.box.crt # Server Private Key: # If the key is not combined with the certificate, use this # directive to point at the key file. Keep in mind that if # you've both a RSA and a DSA private key you can configure # both in parallel (to also allow the use of DSA ciphers, etc.) SSLCertificateKeyFile /etc/pki/tls/certs/nextcloud.fritz.box.key
Dann legen wir noch eine Apache-Definitionsdatei für unsere Nextcloud-Instanz unter /etc/httpd/conf.d/nextcloud.conf an
Alias /nextcloud "/var/www/nextcloud/" <Directory /var/www/nextcloud/> Options +FollowSymlinks AllowOverride All <IfModule mod_dav.c> Dav off </IfModule> SetEnv HOME /var/www/nextcloud SetEnv HTTP_HOME /var/www/nextcloud </Directory>
Mit systemctl restart httpd wird der Webserver neugestartet. Danach sollten wir unter der URL https://nextcloud.fritz.box/nextcloud den Setup-Wizard von Nextcloud sehen. In meinem Fall hat der Setup-Wizard gleich mal gemeckert, dass ihm der Schreibzugriff auf das config Verzeichnis fehlt, obwohl das Webverzeichnis dem User „apache“ als Owner zugewiesen war. Das liegt dann aber an SELinux, was bei CentOS7 auf „enforced“ eingestellt ist und Zugriffe blockiert, die nicht explizit über entsprechende Policies erlaubt wurden. In der offiziellen Nextcloud Installationsanleitung wird zwar erklärt, wie man die SELinux-Policies entsprechend konfiguriert. Ich hab mich aber dazu entschieden SELinux global auf „permissive“ umzustellen, unter anderem auch deshalb, weil ich ja per NFS das Data-Verzeichnis außerhalb von Webroot einbinde. Somit werden keine Zugriffe mehr blockiert, sondern nur noch protokolliert (ändern unter /etc/selinux/config – anschließend Reboot).
Owncloud/Nextcloud Datenverzeichnis per NFS einbinden
Wie schon erwähnt, stelle ich das Datenverzeichnis (/data) per NFS-Export am Hostsystem zur Verfügung. Dazu installieren wir die NFS-Utils nach: yum install nfs-utils
Den Export binde ich über die /etc/fstab folgendermaßen ein:
### Owncloud Data Verzeichnis vom Hostsystem ### 192.168.xxx.yyy:/nfs/owncloud_data/data /var/nextcloud/data nfs auto 0 0
Am Hostsystem (NFS-Server) sieht der Export (/etc/exports) so aus:
/nfs/owncloud_data 192.168.xxx.zzz(rw,sync,no_root_squash,no_subtree_check)
Migration der Owncloud Datenbank und config.php
Jetzt ist es soweit, dass wir den alten Server Offline nehmen können, um die Datenbank auf den neuen Server zu übertragen.
Dazu versetzen wir die Owncloud Instanz in den Maintenance Mode und machen anschließend ein Datenbank Backup.
sudo -u apache php occ maintenance:mode --on /usr/bin/mysqldump --lock-tables --log-error=dbbackup-error.log -u <owncloud_dbuser> -p<oc_dbpassword> <oc_dbname> > owncloud-sqlbkp.bak
Das occ Programm befindet sich übrigens im Owncloud Webroot-Verzeichnis (z.B. /var/www/html/owncloud). Außerdem übertragen wir die config.php vom alten Server z.B. /var/www/html/owncloud/config/config.php in das ensprechende Verzeichnis auf dem neuen Server (z.B. /var/www/nextcloud/config/config.php). Die Zugriffsrechte müssen wieder entsprechend angepasst werden: 750 apache:apache.
Auf dem neuen Server wird die config.php an die neue Umgebung entsprechend angepasst:
<?php $CONFIG = array ( 'instanceid' => '<automatisch_generiert>', 'passwordsalt' => '<automatisch_generiert>', 'datadirectory' => '/var/nextcloud/data', 'dbtype' => 'mysql', 'version' => '9.1.4.2', 'dbname' => 'nextcloud', 'dbhost' => 'localhost', 'dbtableprefix' => 'oc_', 'dbuser' => 'ncuser', 'dbpassword' => 'ncuser', 'installed' => true, 'forcessl' => true, 'theme' => '', 'maintenance' => false, 'trusted_domains' => array ( 0 => 'nextcloud.fritz.box', 1 => '192.168.xxx.zzz', ), 'secret' => '<automatisch_generiert>', 'memcache.local' => '\\OC\\Memcache\\APCu', 'mail_from_address' => 'nextcloud', 'mail_smtpmode' => 'smtp', 'mail_domain' => 'your.domain', 'loglevel' => 2, 'trashbin_retention_obligation' => 'auto, 90', 'updatechecker' => false, 'mail_smtpauthtype' => 'LOGIN', 'mail_smtpauth' => 1, 'mail_smtphost' => 'your.mailhost', 'mail_smtpport' => '587', 'mail_smtpsecure' => 'tls', 'mail_smtpname' => 'yoursmtpname', 'mail_smtppassword' => 'yoursmtppassword', /** * Use this configuration parameter to specify the base URL for any URLs which * are generated within Nextcloud using any kind of command line tools (cron or * occ). The value should contain the full base URL: * ``https://www.example.com/nextcloud`` */ 'overwrite.cli.url' => 'https://nextcloud.fritz.box/nextcloud', );
Die config.php Datei kann bei eurer Installation natürlich auch etwas anders aussehen.
Achtung: Die automatisch generierten Keys/Salts/IDs nicht ändern und auch die ursprüngliche Versionsnummer von Owncloud hier auch nicht anpassen (9.1.4.2). Die Version dient dem Upgrade-Wizard später dazu, ein Upgrade der Datenbank auf die neue Version durchzuführen. Das dbtableprefix belassen wir ebenfalls bei oc_, weil wir die Tabellen der importierten Datenbank nicht extra anpassen wollen.
Wir ändern aber die Angaben für die Datenbank (Name/User/Passwort) und der Pfad für das „datadirectory“ wird auf den entsprechenden NFS-Mountpoint gesetzt.
Da ich den PHP APCu Memcache unter Owncloud aktiviert hatte, installiere ich noch folgendes Paket nach, damit dieser auch auf dem Nextcloud-Server wieder funktioniert:
sudo yum install php-pecl-apcu systemctl restart httpd
Das Datenbank Backup wird ebenfalls zum neuen Server übertragen und dort in die MariaDB importiert.
mysql -u ncuser -p nextcloud < /pfad/zum/owncloud-sqlbkp.bak
Zu guter Letzt, wird der Upgrade Wizard auf dem neuen Nextcloud Server als User ‚apache‚ ausgeführt:
sudo -u apache php occ maintenance:mode --on sudo -u apache php occ upgrade sudo -u apache php occ maintenance:mode --off
Wenn das alles ohne Fehler durchgelaufen ist, sollte man sich über die WebUI der Nextcloud-Instanz erfolgreich mit den bisherigen Benutzern anmelden können.
Dort nehmen wir zunächst im Admin Bereich die empfohlenen Einstellungen vor und prüfen, ob alles korrekt konfiguriert ist. Vor allem die „Security & setup warnings“ sollte man ernst nehmen und beheben (siehe dazu die offizielle Nextcloud Dokumentation).
Ich hoffe ihr seid mit dieser Anleitung genauso erfolgreich wie ich. Über Anregungen und Verbesserungsvorschläge bin ich jederzeit dankbar.
Schreibe einen Kommentar